Sprechen wir über den Tod. Über Trauer und Verlust, aber auch über das Loslassen und die Aufarbeitung eines ganzen schönen bunten Lebens. Oder singen wir drüber: Das war der Plan von Tunng. Das britische Sextett hat sich für "Dead Club" verabredet: Lieder über das Leben und vor allem das Ableben sollten es werden. Und Texte, Meditationen - auch ein Podcast, bei dem die Briten sich mit Philosophen austauschen, mit Poeten und mit Palliativmedizinern. Zwei Texte steuerte der Schriftsteller Max Porter ("Trauer ist das Ding mit Federn" ) bei. Klingt nach einem langen grauen Abwärtssog - wurde aber eins der wärmsten und zärtlichsten Alben dieses Herbstes. (...)
Und es lässt sich feststellen: Zupackender als auf "The Last Day" oder "A Million Colours" klangen die Briten nur selten - ein elegantes Pop-Album über das Lebensende.
Stecker rein und das Landleben unter Strom setzen: Wie keine andere Band stehen die Briten für Folktronica - diesen überaus eigensinnigen Mix aus Folk-Sensibilität, ruralen Geschichten und elektronischer Klangfinesse. Und jetzt halt auch Todeserfahrungen. Bei den Vorarbeiten für "Dead Club" haben sich alle sechs Musiker:innen zu einer morbiden Reise verabredet, haben recherchiert, Ideen gesammelt und sich über Monate ausgetauscht. Haben Texte geschrieben, einen musikalischen Rahmen erdacht und parallel an ihrem Podcast gearbeitet. Und jetzt wollten sie eigentlich auf Tournee und in den Hallen mit ihren Fans sprechen über dieses fatale und finale Erlebnis: den Tod. Dass ausgerechnet eine Pandemie diesen Plan unterläuft, ist durchaus ironisch.
Und das Ergebnis? Eine anregende und emotionale Reise, so findet Mike Lindsay: "Es macht mich jedenfalls nicht traurig". Und das kommt hin: Dass wir mit dem Verschwinden der Religion aus unserem Alltag auch ein Regelwerk für den Umgang mit dem Tod verloren haben, das stellen die Briten fest. Und machen sich ihren Reim auf ein Tabu. (Ralf Dorschel, NDR Nightlounge)
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